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Langzeitstabilität Sensirion
#31
Nach dem letzten Zwischenstand habe ich bemerkt, dass die Luft in der leeren L&L recht trocken ist und somit der Vergleich zur L&L mit Zigarren nicht ganz fair ist. Es sollten schon alle Bedingungen möglichst gleich sein, inkl rLF, damit man eine Aussage treffen kann ob nun die Zigarrenausdünstungen wirklich schuld an der ganzen Misere sind. Darum habe ich nach 3 Monaten ein kleines 8g 69% Boveda mit in die leere L&L gegeben und diese dann auch noch in einen Vakuumbeutel gesteckt, den ich dann etwas evakuuiert und verschweißt habe.
2 spannende Dinge sind passiert: 
  • das kleine Boveda-Pack ist in 3 Monaten fast komplett ausgetrocknet
  • Der Sensor in dieser feuchten L&L hat nun ebenfalls eine Drift nach oben bekommen
In der L&L in der sich auch Zigarren befinden, befindet sich übrigens kein Boveda-Pack oder andere Befeuchtung.

So sieht die Sache nun nach insgesamt 6 Monaten aus:
   

   


Leider ist es mittlerweile Sommer und dementsprechend warm in meiner Wohnung. Ich kann daher unmöglich für gleiche Temperatur wie bei der Initialmessung sorgen. Die Interpretation ist dadurch nicht einfacher geworden, trotzdem hat es für mich den Anschein, dass nicht die Zigarrenausdünstungen für die Drift nach oben verantwortlich sind. Vielmehr scheint die bloße Lagerung der Sensoren in einem feuchten Klima für ein Kriechen nach oben verantwortlich zu sein. Dazu findet man folgender Satz von Sensirion:
Creep: Capacitive humidity sensors undergo a reversible drift at very humid and very dry conditions. In case of Sensirion’s humidity sensors, and at relative humidity > 80%RH – and the higher the stronger – the sensor reading creeps to the high. The reference value is given for constant exposure to 90%RH during 60hours. Please note that the creep value is explicitly denoted in the extended specification (Chapter 1 of the Users Guide of the Datasheet). The same is true at very dry conditions – such as reflow soldering – and require re-hydration procedures to take the sensor to normal reading state.

Jetzt haben wir natürlich nicht >80%RH, aber dieser Wert ist bestimmt keine harte Schwelle und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auch schon bei 70%RH zu diesem Kriechen kommt.

weiters meint Sensirion:
Reconditioning Procedure
As stated above extreme conditions or exposure to solvent vapors may offset the sensor. The following reconditioning procedure may bring the sensor back to calibration state: Baking: 100 – 105°C at < 5%RH for 10h Re-Hydration: 20 – 30°C at ~ 75%RH for 12h .

Ich bin mir etwas unsicher wie ich weiter vorgehen soll, aber ich denke ich werde das Setup zunächst nochmal 3 Monate exakt gleich lagern (inkl. vollem 8g Boveda in der leeren L&L) nur um zu sehen wie sich die ganze Sache im November bei annähernd gleichen Temperaturen wie bei der Initialmessung verhält. Und dann werde ich eine Rekonditionierung im Backofen bei 100°C probieren. Hoffentlich hält das das LCD aus...
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#32
Erstmal danke für den Bericht.
Das die Bovedas nicht immer exakt die Feuchtigkeit halten die sie sollen ist ja bekannt(mir zumindest).

Aber das ändert ja nix daran das die srnsirion die gleiche feuchte anzeigen sollten mit oder ohne boveda.
Was die Temp angeht kanst du sie ja in den Keller stellen falls du einen haben solltest. Bei uns ist da somner wie winter ca 16 grad.
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#33
Dein Forenname ist Programm - danke für die Simulation.

Die Interpretation ist schon jetzt recht interesant.

Schönes WE
Die Welt ist schön !
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#34
Danke für das Update.
Da wo Technik ist wird es auch immer Streuung geben.
Wenn die SHT Sensoren gewissermaßen von ihrer Umwelt beeinflusst werden hilft eh nur für jeden individuell mit den Jahren seine eigenen Erfahrungen zu sammeln.
Da sind die Bovedas wirklich praktisch weil jeder mit kaum Aufwand und Berücksichtigung einiger Sachen eine Basis ermittelt kann. Streng genommen kitzeln wir eh das letzte aus dem Thema raus. Aber wo bleibt den auch sonst der Spaß?
Vielleicht wird der ein oder andere aus dem ganzen auch erkennen wie andererorts aus purem Marketing von "Langzeitstabilen Sensoren" gesprochen wird.

Wichtig finde ich das man rein visuel einen Sensor auf immer wieder den selben Wert kalibrieren bzw. abgleichen kann. Der Übervorsichtige alle 3 Monate, oder auch ganz entspannt (mit Erfahrung) einmal im Jahr.
Sollte es mal nach Jahren komplett aus dem Ruder laufen wird man ein einfaches austauschen des reinen Sensors zu schätzen lernen. Wobei dieser Mehrwert natürlich auch erst ab einer gewissen Preisklasse wirklich Sinn macht.

Dennoch halte ich Sensirion für Benchmark wie es heutzutage heißt.
www.Hymidor.de - Smarte Humidorbefeuchter
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#35
(14.08.2020, 19:57)nitrofridi schrieb: Wichtig finde ich das man rein visuel einen Sensor auf immer wieder den selben Wert kalibrieren bzw. abgleichen kann. Der Übervorsichtige alle 3 Monate, oder auch ganz entspannt (mit Erfahrung) einmal im Jahr.
Sollte es mal nach Jahren komplett aus dem Ruder laufen wird man ein einfaches austauschen des reinen Sensors zu schätzen lernen. Wobei dieser Mehrwert natürlich auch erst ab einer gewissen Preisklasse wirklich Sinn macht.

Dennoch halte ich Sensirion für Benchmark wie es heutzutage heißt.

Da wir es hier doch sehr genau nehmen wollen, möchte ich hier mal auf etwas hinweisen.  Pfeif
Da ich mich beruflich mit diesen Dingen befasse, bekomme ich da immer so ein zucken. 

Kalibrieren bedeutet, dass der von einem Messgerät angezeigte Messwert mit dem “wahren” Bezugswert (Normal oder Normal höherer Ordnung) verglichen wird. Kalibrieren beinhaltet das Dokumentieren der Messabweichung (Messgenauigkeit), die Berechnung der Messunsicherheit und das Erstellen eines Kalibrierscheins oder -zertifikats. Kalibrierungen finden unter genau festgelegten Referenzbedingungen statt, dabei sind keine technischen Eingriffe am Messgerät erforderlich.

Unter Abgleichen/Justieren versteht man das Einstellen des von einem Gerät angezeigten Messwertes auf die kleinstmögliche Abweichung zum “wahren” Bezugswert (Referenzgerät). Sobald bei der Kalibrierung die Messabweichung zwischen dem Anzeigewert des Messgeräts und dem des Referenzgerätes unzulässig hoch ist, wird im Anschluss das Messgerät justiert. Das bedeutet: Im Unterschied zum Kalibrieren erfolgt beim Justieren ein Eingriff in das Messsystem.
kaffee
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#36
Was willst den machen wenn es im Volksmund so geläufig ist? Deswegen schrieb ich "kalibrieren bzw. abgleichen" damit es umgangssprachlich auch klar verstanden wird Twink

Und weil wir im 4.0 Zeitalter sind wird abgeglichen/kalibriert und justiert in einem Abwasch Rotfl theoretisch weise ich sogar auf die: "genau festgelegten Referenzbedingungen" hin. Aber das mit den Details ist so eine Sache...

Nicht jeder hat halt auch die Lust sich damit so im Detail zu beschäftigen. Deswegen gibt es auch so viele Werkzeuge (mit Absicht so breit formuliert um keinen anzugreifen) die dem Kunden zuliebe so vereinfacht wurden das sie ihren ursprünglich gedachten Zweck gar nicht (mehr) erfüllen.
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#37
Das nächste Quartal ist ins Land gezogen und somit sind in Summe 9 Monate vergangen:
   

gelagert wurden die SmartGadgets in diesen Behältnissen:
I in einer L&L zusammen mit Zigarren
II in einer leeren L&L (ab Monat 6 zusammen mit kleinem 69% Boveda)
III im Wohnzimmer

Bei diesen Kurven ist zu beachten, dass ich nach 6 Monaten in die leere L&L (orange Kurve) noch ein 8g 69% Boveda gelegt habe, damit der Vergleich zur L&L mit Zigarren fairer ist. Sonst ist mir nämlich die Feuchtigkeit aus der leeren L&L entwichen und die Luft war sehr trocken.
   

Fazit: egal wie ich den Sensor auch verwende, er kriecht nach oben.


Der Test ist somit für mich abgeschlossen und daher habe ich danach die Rekonditionierung ausprobiert, um zu überprüfen ob die permanente Lagerung bei eher hoher Luftfeuchtigkeit die Ursache für das Davonkriechen ist.

.jpg   gebacken.jpg (Größe: 20,75 KB / Downloads: 306)
Messung 1) die Messung nach 9 Monaten (siehe oben)
Messung 2) nur Sensor II (in der leeren L&L - orange) wurde 2h bei 90°C gebacken. -> danach alle 3 Sensoren für 24h mit einem 69% Boveda eingesperrt.
Messung 3) alle Sensoren wurden 10h bei 100°C gebacken. -> danach alle 3 Sensoren für 24h mit einem 69% Boveda eingesperrt.


Das Davonkriechen wegen permanenter Lagerung bei hoher Luftfeuchtigkeit scheint nicht die alleinige Erklärung zu sein. 
Sensor I (L&L + Zigarren, blau) und Sensor II (L&L + Boveda, orange) werden zwar durch das Ausbacken wieder etwas Richtung 69% gezogen, aber eben nicht komplett korrigiert. Sensor III (Wohnzimmer, grau) zeigt sich vollkommen unbeeindruckt vom Ausbacken.

Beim Ausbacken habe ich die Knopfzelle entfernt. Ich empfehle das Ausbacken nicht, wer weiß ob das zB dem LCD gut getan hat....
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#38
Jetzt sind die Neuen Sensoren rausgekommen, SHT4.x.

Hat damit jemand Erfahrung? Was ist neu? Was ist der Unterschied zum SHT3.X

???

at nitrofridi Wirst Du diese Verbauen?
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#39
Ich habe keine Erfahrung mit der neuen Range, kann also nur die Datenblätter zitieren.
Es hat sich bei bei der Genauigkeit als auch bei der Long Term Drift nichts getan, somit bin ich eher skeptisch dass die neuen Sensoren hier irgendwie besser sind für unser Hobby.

Das Package ist kleiner geworden, aber das ist kaum von Belang für uns.
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#40
Dass das langsame nach oben "Kriechen" der Luftfeuchtigkeitswerte bei den SHT-Sensoren auch Sensirion bekannt ist hatte @CigarNerd ja bereits geschrieben. Und auch das dieser Effekt durch ausbacken wieder (teilweise) rückgängig gemacht werden kann.

Die Sensoren verfügen auch über ein wenig bekanntes Feature, nämlich eine eingebaute Heizung. Da liegt die Idee nahe dem Effekt des Kriechens mit dieser Heizung zu begegnen. Anfang des Jahres hat Sensirion dazu auch eine Application Note veröffentlicht, und siehe da, es funktioniert. Ich habe das Dokument mal angehängt.

Mit viel Geduld und Spucke kann man das sicherlich auch beim SmartGadget noch nachrüsten, denn der Quellcode für das Ding ist Open Source. Allerdings wird die Knopfzelle damit ihre Probleme haben, die müsste man gegen was leistungsfähigeres Tauschen.

Falls einer von euch den Sensor an einer eigenen Schaltung betreibt kann er den Ansatz ja mal testen  Proxy_007

Angehängte Dateien

.pdf   Application_Note_Creep_Mitigation_SHT4x.pdf (Größe: 277,78 KB / Downloads: 13)
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