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Aromenänderung in der Flasche und im Glas?
#1
Im Thread Neukäufe wurde die Frage aufgeworfen, ob und in welcher Form sich Whisky (oder anderer hochwertiger Alkohol) nach Öffnen der Flasche unter Einfluss von Sauerstoff verändert/verbessert und wie unsere Erfahrungen hiermit sind.

Ich finde das spannend und würde die Diskussion gerne hier hin verlagern.

Erfahrungsberichte über angebrochene Flaschen und subjektive bis objektive sensorische Beurteilungen, worüber könnt ihr berichten? 

Ich fang mal mit meiner bescheidenen Sicht der Dinge an:

Bei hochwertigen Spirituosen ist das wohl normal und man muss, mal mehr, mal weniger, damit rechnen.
Während des Brennvorgangs trennt der Brennmeister den hochwertigen Middle-Cut von Vor- und Nachlauf, welche eine Vielzahl an unerwünschten flüchtigen Stoffen enthalten. Dies geschieht mal mehr oder weniger gewollt perfekt oder eben nicht und auch die Art der Destillation und die Anzahl der Durchläufe spielen eine Rolle. Da wir die aromatischen Bestandteile behalten und keinen absolut reinen, geschmacklosen Alkohol haben wollen, haben wir es also mit einem Produkt zu tun, das sich aufgrund seiner "Unreinheit", abhängig von dem Medium/Behältnis in dem es sich befindet, verändert und eben unter Oxidation auch verflüchtigt (Angels share!).
Auch wenn das Wasser des Lebens nach der Fassreifung in Flaschen abgefüllt wird, wurde das chemische Entwicklungspotential dadurch nicht getötet, sondern nur runtergefahren. Es lebt auch in der Flasche weiter und führt nach Jahren, abhängig von der Dichtigkeit sowohl zu sinkenden Füllständen, als auch zum sogenannten old bottle flavor (strittig).
Fakt ist aber, je mehr aromatisches Potential im  Destillat enthalten ist, je mehr kann sich auch nach dem Öffnen der Flasche am Produkt verändern und somit gilt "Whisky muss atmen". Eine Faustregel sagt mindestens 1 Minute im Glas pro Jahr der Lagerung.
Ergo ist der Rückschluss erlaubt, das sich auch der Rest, der in der Flasche verbleibt, sich im Laufe der Wochen/Monate geschmacklich verändert. 

Kleines, aber nettes Beispiel: Hatte vor zig Jahren mal eine Flasche Rum, ein Uitvlugt war es, mit 21 Jahren für Rum uralt und dennoch mit über 60% noch vital wie ein junger Stier. Dieser Rum strotzte nur so vor Ester-Noten, eigentlich ein Hinweis auf einen unsauber abgetrennten Vorlauf, was ihn anfangs auch fast ungenießbar machte. Die ersten Gläser musste man am besten mehrere Stunden vor dem Genuss bereits einschenken, aber als dann die Flasche halb leer war, hatten sich wesentliche Bestandteile dieser Ester-Noten verflüchtigt und zurück blieb ein Rum, der eine gute aromatische Balance erreicht hatte  ... und fast jeden Islay in seine Schranken verwies Hehee2
“It's a mix of Maui-Waui and Labrador”  (Cheech Marin)
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Aromenänderung in der Flasche und im Glas? - von glenevil - 20.04.2021, 13:32

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