16.12.2021, 17:20
Ich hatte eigentlich schon lange vor, etwas zu diesem Godzilla unter den Zigarren zu schreiben, bin aber leider nie dazu gekommen. Nach dem letzten Smoke, sh. WRIG vom September 2021, erwachte dieser Wille wieder zu neuem Leben und wurde peu a peu anhand meiner Notizen zu bisher 4 Rauchopfer dieser Vitola in die Tat umgesetzt.
Warum denn nur, wird der geneigte Raucher fragen? Ganz einfach, weil dieser Prügel es einfach wert ist, das man sich an ihn erinnert, auch wenn er LEIDER nicht mehr erhältlich ist ... und natürlich weil ich so saumäßig begeistert von dieser Ausnahmezigarre bin, das mir allein beim schreiben dieser Zeilen das Wasser im Mund zusammen läuft!
Nachdem ich in den Jahren ja schon so einiges durchprobiert habe und auch im wesentlichen habanophil bin, gibt es aber immer wieder Zigarren anderer Provenienzen, die den besten Kubastumpen auf ihre Art Paroli bieten können.
So auch diese noble, ehrfurchtsgebietende Diademas.
Oliva brachte hiervon im Jahr 2012 600 Boxen a 10 Stck. für den europäischen Markt heraus, wovon 200 in Deutschland gelandet sein sollen und ich hatte das Glück, davon eine Box zu ergattern.
9 inch, also 23 cm lang und mit mit einem RM von 52 versehen, spielt diese im Format einer Doppelfigurado gerollte Zigarre in ihrer eigenen Liga und der damalige Preis von 15 Euro für ein gefühltes halbes Pfund feinsten Tabaks lässt einen heutzutage an Zeiten denken, wo der Liter Benzin 70 Pfennig gekostet hat.
Was haben wir nun vor uns?
Laut Angabe von Oliva einen komplexen Blend aus speziell fermentiertem Jalapa Valley Ligero mit einem dunklen, öligen Deckblatt aus Habano Sun Grown Saat.
... und was sagt der geneigte Genießer dazu?
Befreit vom Cellophan verströmt diese wunderschöne, in einem makellos samtigen Deckblatt gehüllte Tabakrolle einen feinen Geruch nach hellem Wildleder, Süßholz und frisch hergestellter Brüllcreme, das Brandende ergänzt dies noch mit feinen Nuancen gerösteter Nüsse.
Nach dem Cut ist der Kaltzug bereits perfekt und überrascht mit Anklängen an gesüßten Kräutern, oder einem spanischen Hierbas ohne Alkohol.
Schreiten wir nun zur Tat und diese gestaltet sich in Form der Entzündung völlig problemlos. 2 Streichhölzer bringen den Kopf auf Temperatur und die ersten tiefen Züge erfreuen den Gaumen. Bedingt durch das phimotisch verengte Brandende gestalten sich diese zwar bereits verheißungsvoll, jedoch nicht sehr aussagekräftig. Erst als der volle Durchmesser erreicht ist, erhalte ich eine sehr gute Rauchentwicklung und der im Mundraum ankommende, nur leicht warme Rauch zeigt bereits die aromatische Reise auf, zu der man hier aufbricht.
Kommen wir also zum faszinierenden aromatischen Profil diese Ausnahmezigarre.
Die ersten Züge sind verhalten und doch verheißungsvoll, leichte Röstaromen von Kaffee, karamellisiertem Zucker und getoastetem Weißbrot prägen das Intro. Sobald die Glut jedoch das volle Ringmass erreicht hat, beginnt sich sowohl der Rauch, als auch das Aroma zu verdichten.
Was soll ich dazu schreiben? Meine Stichworte habe ich vor mir, aber irgendwie erscheinen Sie mir in Anbetracht des Erlebten banal und abgenutzt. Ich versuche, daher, erstmal ein Gefühl für den Gesamteindruck zu formulieren, den der Genuß dieser Komposition bei mir hinterlässt.
Wer von euch kennt das, diese überwältigende Aromatik einer meisterhaft gerollten, FRISCHEN kubanischen Zigarre? Nehme man hier die Jugendlichkeit raus aus der Aromenstruktur, diesen citrusartig-sahnigen Touch, dann ist man auf einem guten Weg. Basierend auf einem erdig-süßholzigen Gerüst entfaltet sich eine perfekte Mischung der feinsten Aromen, die man als Aficionado kennen und lieben gelernt hat: Edles Leder, feinste geröstete Kaffeebohnen (Peru?) eingehüllt in eine cremige Melange aus hochwertigem Karamell und feinstem Nougat ... zusätzlich denke ich an feine holländische Poffertjes und sorgsam zubereitetes süßes Popkorn ... das ist genau das, was ich an Zigarren liebe und was diese Preciose im Überfluss und in einem perfekten Blend liefert. Das erste Drittel startet dabei knapp im Medium-Bereich, entwickelt sich aber im weiteren Verlauf mit fortschreitendem Abbrand und wärmer werdendem Rauch bis hin zu Medium-Plus im letzten Drittel.
Ändert sich an dieser fast orgiastischen Sensorik etwas? Die Grundstruktur bleibt gleich ... was gut ist ... und doch schleichen sich noch andere Gaumenschmeichler langsam und harmonisch ein, als da wären:
Das zweite Drittel wird mitgeprägt von feinstem Umami mit besonderem Augenmerk auf dessen fett-schmalzige Ausprägung. Sofort lässt mich dieser Anteil an Cerdo iberico denken, das schwarze Schwein Andalusiens und dessen geniale Koteletts, die geprägt sind von einem leicht nussigen Geschmack, der seinesgleichen sucht. Dazu kommen Anklänge von Trockenfrüchten wie Feige, Aprikose und Pflaume ... ein Fest!
Im letzten Drittel verdichten sich alle bisher genannten Aromen und insbesondere die Nussigkeit (Mandeln, Cashews) wird prägnanter. Alle anderen Anteile ziehen jedoch mit und der Blend bleibt unglaublich harmonisch. Zum Abschluss nehmen natürlich die geliebten Röstaromen nochmal Fahrt auf, bleiben aber im erde/leder-nussig-cremigen Bett gebändigt.
Die verstrichenen 180 Minuten waren geprägt von tadellosem, kreisrunden Abbrand, einem idealen, leicht festen Zug und stabiler Asche, so das absolut gar nichts das tief meditative Rauchvergnügen trübte.
Fazit: Ein alter Werbeslogan bietet hier die ideale Überschrift: "Wenn einem so viel Gutes wird beschert ... " , dann kann diese Limitada im jetzigen Zustand als Speerspitze der Non-Cubans im ewigen Vergleich mit ihren kubanischen Vorfahren gelten.
Für mich belegt sie eine dauerhafte Platzierung unter meinen persönlichen Top Ten aller bislang gerauchten Zigarren und ich werde bittere Tränen weinen, wenn die Letzte in Rauch aufgegangen ist.
Sollte also jemand noch welche haben oder jemanden kennen ... entweder selbst rauchen oder mir Bescheid geben
Bilder einer Ausstellung... äh, Ausnahmezigarre:
Warum denn nur, wird der geneigte Raucher fragen? Ganz einfach, weil dieser Prügel es einfach wert ist, das man sich an ihn erinnert, auch wenn er LEIDER nicht mehr erhältlich ist ... und natürlich weil ich so saumäßig begeistert von dieser Ausnahmezigarre bin, das mir allein beim schreiben dieser Zeilen das Wasser im Mund zusammen läuft!
Nachdem ich in den Jahren ja schon so einiges durchprobiert habe und auch im wesentlichen habanophil bin, gibt es aber immer wieder Zigarren anderer Provenienzen, die den besten Kubastumpen auf ihre Art Paroli bieten können.
So auch diese noble, ehrfurchtsgebietende Diademas.
Oliva brachte hiervon im Jahr 2012 600 Boxen a 10 Stck. für den europäischen Markt heraus, wovon 200 in Deutschland gelandet sein sollen und ich hatte das Glück, davon eine Box zu ergattern.
9 inch, also 23 cm lang und mit mit einem RM von 52 versehen, spielt diese im Format einer Doppelfigurado gerollte Zigarre in ihrer eigenen Liga und der damalige Preis von 15 Euro für ein gefühltes halbes Pfund feinsten Tabaks lässt einen heutzutage an Zeiten denken, wo der Liter Benzin 70 Pfennig gekostet hat.
Was haben wir nun vor uns?
Laut Angabe von Oliva einen komplexen Blend aus speziell fermentiertem Jalapa Valley Ligero mit einem dunklen, öligen Deckblatt aus Habano Sun Grown Saat.
... und was sagt der geneigte Genießer dazu?
Befreit vom Cellophan verströmt diese wunderschöne, in einem makellos samtigen Deckblatt gehüllte Tabakrolle einen feinen Geruch nach hellem Wildleder, Süßholz und frisch hergestellter Brüllcreme, das Brandende ergänzt dies noch mit feinen Nuancen gerösteter Nüsse.
Nach dem Cut ist der Kaltzug bereits perfekt und überrascht mit Anklängen an gesüßten Kräutern, oder einem spanischen Hierbas ohne Alkohol.
Schreiten wir nun zur Tat und diese gestaltet sich in Form der Entzündung völlig problemlos. 2 Streichhölzer bringen den Kopf auf Temperatur und die ersten tiefen Züge erfreuen den Gaumen. Bedingt durch das phimotisch verengte Brandende gestalten sich diese zwar bereits verheißungsvoll, jedoch nicht sehr aussagekräftig. Erst als der volle Durchmesser erreicht ist, erhalte ich eine sehr gute Rauchentwicklung und der im Mundraum ankommende, nur leicht warme Rauch zeigt bereits die aromatische Reise auf, zu der man hier aufbricht.
Kommen wir also zum faszinierenden aromatischen Profil diese Ausnahmezigarre.
Die ersten Züge sind verhalten und doch verheißungsvoll, leichte Röstaromen von Kaffee, karamellisiertem Zucker und getoastetem Weißbrot prägen das Intro. Sobald die Glut jedoch das volle Ringmass erreicht hat, beginnt sich sowohl der Rauch, als auch das Aroma zu verdichten.
Was soll ich dazu schreiben? Meine Stichworte habe ich vor mir, aber irgendwie erscheinen Sie mir in Anbetracht des Erlebten banal und abgenutzt. Ich versuche, daher, erstmal ein Gefühl für den Gesamteindruck zu formulieren, den der Genuß dieser Komposition bei mir hinterlässt.
Wer von euch kennt das, diese überwältigende Aromatik einer meisterhaft gerollten, FRISCHEN kubanischen Zigarre? Nehme man hier die Jugendlichkeit raus aus der Aromenstruktur, diesen citrusartig-sahnigen Touch, dann ist man auf einem guten Weg. Basierend auf einem erdig-süßholzigen Gerüst entfaltet sich eine perfekte Mischung der feinsten Aromen, die man als Aficionado kennen und lieben gelernt hat: Edles Leder, feinste geröstete Kaffeebohnen (Peru?) eingehüllt in eine cremige Melange aus hochwertigem Karamell und feinstem Nougat ... zusätzlich denke ich an feine holländische Poffertjes und sorgsam zubereitetes süßes Popkorn ... das ist genau das, was ich an Zigarren liebe und was diese Preciose im Überfluss und in einem perfekten Blend liefert. Das erste Drittel startet dabei knapp im Medium-Bereich, entwickelt sich aber im weiteren Verlauf mit fortschreitendem Abbrand und wärmer werdendem Rauch bis hin zu Medium-Plus im letzten Drittel.
Ändert sich an dieser fast orgiastischen Sensorik etwas? Die Grundstruktur bleibt gleich ... was gut ist ... und doch schleichen sich noch andere Gaumenschmeichler langsam und harmonisch ein, als da wären:
Das zweite Drittel wird mitgeprägt von feinstem Umami mit besonderem Augenmerk auf dessen fett-schmalzige Ausprägung. Sofort lässt mich dieser Anteil an Cerdo iberico denken, das schwarze Schwein Andalusiens und dessen geniale Koteletts, die geprägt sind von einem leicht nussigen Geschmack, der seinesgleichen sucht. Dazu kommen Anklänge von Trockenfrüchten wie Feige, Aprikose und Pflaume ... ein Fest!
Im letzten Drittel verdichten sich alle bisher genannten Aromen und insbesondere die Nussigkeit (Mandeln, Cashews) wird prägnanter. Alle anderen Anteile ziehen jedoch mit und der Blend bleibt unglaublich harmonisch. Zum Abschluss nehmen natürlich die geliebten Röstaromen nochmal Fahrt auf, bleiben aber im erde/leder-nussig-cremigen Bett gebändigt.
Die verstrichenen 180 Minuten waren geprägt von tadellosem, kreisrunden Abbrand, einem idealen, leicht festen Zug und stabiler Asche, so das absolut gar nichts das tief meditative Rauchvergnügen trübte.
Fazit: Ein alter Werbeslogan bietet hier die ideale Überschrift: "Wenn einem so viel Gutes wird beschert ... " , dann kann diese Limitada im jetzigen Zustand als Speerspitze der Non-Cubans im ewigen Vergleich mit ihren kubanischen Vorfahren gelten.
Für mich belegt sie eine dauerhafte Platzierung unter meinen persönlichen Top Ten aller bislang gerauchten Zigarren und ich werde bittere Tränen weinen, wenn die Letzte in Rauch aufgegangen ist.
Sollte also jemand noch welche haben oder jemanden kennen ... entweder selbst rauchen oder mir Bescheid geben
Bilder einer Ausstellung... äh, Ausnahmezigarre:
“It's a mix of Maui-Waui and Labrador” (Cheech Marin)