11.03.2019, 22:07
CAO Amazon Basin - 6 x 52
Mit Zigarren ist das so eine Sache: Sie brauchen ganz spezielle Rohstoffe oder eine bemerkenswerte Geschichte, um aus der Masse hervorzustechen. Bei dieser Zigarre kommen beide Faktoren zusammen. Über die Amazon Basin stolperte ich vor mehr als drei Jahren am Rande eines Tastings - und nachdem ich eine davon probieren konnte, musste ich eine Kiste bestellen. Man muss das verstehen: Damals waren meine Lagerkapazitäten sehr begrenzt und eine Kiste etwas wirklich besonderes. So kam es dann auch, dass ich besagte Kiste damals mit einem Bekannten teilte. Keiner von uns hätte die Kapazitäten gehabt, sie komplett unterzubringen. Heute? Heute bedauere ich das sehr.
Denn bei der 6x52 handelt es sich in allen Belangen um eine außergewöhnliche Zigarre. Aufgrund der verwendeten Tabake war das gute Stück ziemlich limitiert und wird (so zumindest meine Informationen) nur alle paar Jahre aufgelegt. Seit damals warte ich sehnsüchtig darauf, dass diese Zigarre wieder in einer neuen Auflage auf den Markt kommt. Der Tabak, der die 6x52 so besonders und rar macht, ist der Braganca aus dem Amazonasgebiet. Dieser Tabak wird auf bisher unberührten "Feldern" (mir wurde berichtet, es sind natürliche Lichtungen) mitten im Regenwald nach (und das verwundert sicher nicht) ökologischem Anbau gezogen. Will sagen: Es handelt sich um eine echte Rarität, die hier verarbeitet wird.
Zum Rest der Zigarre: Der Decker ist ein Sumatra aus Ecuador, das Umblatt stammt aus Nicaragua und die Einlage eben aus Nicaragua und Brasilien. Die Verarbeitung ist perfekt, das Deckblatt makellos und leicht ölig. die 6x52 verfügt nicht über einen herkömmlichen Ring wie wir ihn vielleicht gewohnt sind, sondern um eine Tabakkordel, die als dieser fungiert. Im Grund ist sie also rauchbar, nach eigener Erfahrung würde ich jedoch davon abraten. Wirklich, damit tut man sich keinen gefallen.
Nach dem Durchzünden präsentiert die Amazon Basin 6x52 sich von der besten Seite. Der Abbrand ist relativ geradlinig, ein nachzünden ist bei normalem Rauchverhalten nicht nötig. Die Farbe der Asche tendiert ins Weißliche, dieser Kontrast wird durch das dunkle, an Maduro erinnernde Deckblatt verstärkt. Der Aschekegel wiederum ist überaus langlebig und robust.
Hinsichtlich der Aromen gibt es bei der 6x52 einige Besonderheiten. Der Zigarre wird immer wieder eine besondere Cremigkeit zugeschrieben, die in ihrer Süße an Karamell erinnert. Dies möchte ich bestätigen, gerade die karamelligen Noten sind im ersten Drittel dieser Zigarre präsent, schwächen dann aber ab. Was bleibt ist ein ordentlich cremiger Rauch, der in seiner Fülle an Erde, Leder und Kaffee erinnert. Für mich ein rundes, eher mittelkräftiges Erlebnis. Pfeffer vermisst man den gesamten Verlauf über - was mir ganz gut gefallen hat.
Kurzum: Wenn ihr die Möglichkeit habt, eure Hände auf eine (oder gleich mehrere) dieser Zigarren zu legen: Lasst euch diese Gelegenheit nicht entgehen. Aber verwechselt sie nicht mit den beiden Linien, die nach dem Erfolg der ursprünglichen 6x52 auf den markt gebracht wurden. Dabei handelt es sich um Zigarren ähnlicher Machart und ebenfalls mit der Kordel als Zigarrenring, jedoch fehlt der seltene Tabak, der die ursprüngliche Variante so besonders gemacht hat. Dies merkt man den beiden Linien an, die zwar gut sind, aber die Qualität der 6x52 nicht erreichen.