Beiträge: 397
Registriert seit: Aug 2019
Verehrte Community,
wie immer beim Starten eines neuen Themas frage ich mich, ob dies nicht schon an anderer Stelle diskutiert wurde. Falls ja - gerne direkt darauf verweisen, dann hat sich das gleich erledigt.
Ich bin schon vor geraumer Zeit auf die Ratings-Datenbank von Cigar Aficionado gestoßen. Es ist schon echt interessant, so eine große Datenbank von Stumpen-Besprechungen aus (vermeintlich) Expertenquelle frei verfügbar im Internet zu haben, ohne wenigstens irgendeinen Login auf dieser Seite.
Auch aufgefallen ist mir aber schon recht schnell eine augenscheinliche Abweichung vom Meinungsbild, das ich anderswo finde, z.B. hier im Forum oder auch bei den Tasting-Videos von Dalay, die ich nahezu täglich schaue. Viele hoch angesehene cubanische Klassiker schneiden dort auffällig mittelmäßig ab. Noch auffälliger: Die amerikanischen "Exilmarken" (wie nennt man diese als Gattungsbegriff eigentlich richtig?) Upmann, Punch etc. werden nahezu genauso oft besprochen wie die "echten" cubanischen Upmann- und Punch-Sticks.
Schaut man dagegen die "Top 10" an, tauchen auffällig viele DomRep-Torpedos auf, mit bunten, extrabreiten Banderolen, total baurig.
Natürlich kann man einwenden: Ist halt eine US-zentristische Perspektive; nach wie vor gilt das Embargo, 95% der in den USA verfügbaren Cuba-Sticks sind Fakes, und selbst mancher langjährige Experte fällt gelegentlich mal darauf herein und bewertet das Gekaufte dann mittelmäßig.
Oder liegt es an einem falsch verstandenen Patriotismus? Will man einfach nicht zugeben, daß die "Exilmarken" ggü. dem Original nicht mithalten können? Die DomRep ist den USA vermutlich politisch am "genehmsten" im Vergleich zu den politischen Systemen in den anderen Herkunftsländern; ist es denkbar, daß ein Zusammenhang besteht und die Ratings quasi ideologisch gefärbt sind? Und überhaupt, was hat der Cigar Aficionado hier im Forum für einen Ruf?
Vielen Dank für Eure Meinungen.
Beiträge: 1.519
Registriert seit: Jan 2019
Land:
06.10.2019, 10:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.10.2019, 10:25 von Aschenbecher.)
Florian,
C.A. ist ein amerikanisches Magazin. Wer bezahlt dort die Werbung? Die müssen! Non Kubas auf die vorderen Ratings setzen. Was würde denn passieren, wenn regelmäßig Kubanische Stumpen, welche in Amerika offiziell erst gar nicht und unter der Hand kaum zu bekommen sind, in deren Ratings ständig vorne liegen?
Möglicherweise bevorzugen die Amerikansis auch einen anderen Geschmack.
Egal welches Tasting Du Dir anschaust, nimm ein paar Anhaltspunkte für Dich mit, lass Dich inspirieren und finde heraus, was Dir am besten schmeckt, denn für Dich maßgeblich ist und bleibt Dein persönliches Ranking.
In der ach so tollen Hochglanzmodewelt siehst Du auch nur dünnere hagere Frauen auf Platz 1, während im realen Leben viele aus der Männerwelt auf dicke Titten und dralle Ärsche stehen.
Gruß, Heino
Folgende 11 Mitglieder gefällt Aschenbecher's Beitrag:11 Mitglieder gefällt Aschenbecher's Beitrag
• Legohunter, Philosoph, Robinson, El Grecco, saron, nitrofridi, MXLB79, OldscHool77, habuna, Hans Dampf, Jorris
Beiträge: 3.557
Registriert seit: Jan 2019
Land:
06.10.2019, 12:23
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.10.2019, 12:25 von nitrofridi.)
Ich kenne diese Datenbank nicht, aber was du beschreibst trifft nahezu gleich auf die einschlägigen (deutschen) FB Gruppen zu.
Irgendwie fand ich es zu Beginn komisch wie sehr die Community (bzw. das alte Forum) Kubalastig ist im Gegensatz dazu.
Erst als ich für mich den Kontext erkannte ging mir ein Licht auf.
Als persönliches Highlight habe ich mir einen Beitrag gemerkt den ich mit eigenen Worten wiedergebe:
"Ich verstehe nicht wie man Kuba rauchen kann! 2 Wochen lang im Humidor geaged und schmecken immer noch nicht..."
Man kann da immer wieder Interpretieren was man möchte aber mMn ist für viele Zigarre eine Mode aktuell bei der man mitmachen möchte. Da passt dieses komplexe und eher langfristige Thema mit Reifelagerung etc. nicht in die schnellebige Zeit.
Es geht dann doch letzten endes um Marktanteile und Werbebudget... Business halt. Habanos verkaufen sich auch so da müssen andere über diverse Werbetrommeln noch lange rühren. Wenn sie es den überhaupt jemals zu dem Status bringen.
Dom Rep Zigarren unter Kubamarken zu verkaufen ist für mich der größte Fake überhaupt. Familienname bzw. Tradition hin oder her. Da steht doch etwas ganz anderes im Vordergrund.
Ist jetzt spätestens OT aber warum gibt es diese Marken eigentlich nicht hier auch aus der Dom Rep?
Sonst übernimmt die BRD doch auch alles bzw. bekommt es diktiert was die "BestPractice" ist.
(Wer mehr zu dem Rechtethema weiß gerne ein eigenes Thema aufmachen damit es nicht verloren geht)
Beiträge: 397
Registriert seit: Aug 2019
All diese Erklärungen leuchten mir ein... Und dennoch denk ich mir: Der amerikanische Kunde läßt sich doch auch nicht beliebig für dumm verkaufen, auch wenn man sich hierzulande immer gerne über Amis lustig macht. Gerade die CA Top 25 gecheckt, darunter findet man gerade einmal drei cubanische Sticks, aber vier exilcubanische "Stiefgeschwister" unter cubanischen Namen. Wtf?
Gesendet von meinem BBB100-2 mit Tapatalk
Diejenigen unter euch, die sich für zu klug halten, um sich politisch (in der politeia) zu betätigen, werden dadurch bestraft werden, daß sie von Leuten regiert werden werden, die dümmer sind als sie selbst. - Sokrates
Beiträge: 2.984
Registriert seit: Jun 2019
Der Ami an sich ist noch viel naiver als man gemeinhin annimmt. Der durchschaut solche, für uns Mitteleuropäer offensichtliche Zusammenhänge nicht wirklich.
De gustibus non est disputandum, oder: Jedem ist anders schön.
Beiträge: 504
Registriert seit: Aug 2019
Land:
Ich stimme euren Ausführungen zu & möchte noch eine Vermutung ergänzen:
Wir alle wissen, wie sehr es bei Habanos auf das Alter ankommt. Die Verkoster der einschlägigen Fachzeitschriften wissen das natürlich auch - ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die BD.s der probierten Zigarren (sofern sie den Testern überhaupt bekannt sind - bei den Blind Tastings des "Cigar Journal" sicher nicht...) eine Rolle bei der Bewertung spielen. Schon deshalb hängen die Bewertungen von Habanos auch in ehrlichen, unvoreingenommenen Reviews / Tastings m.E. zwangsläufig davon ab, ob die Tester gereifte oder sehr junge Exemplare, oder aber welche in der Sick Phase abbekommen. Glänzende 93-P.-Wertungen im "CJ", jüngst z.B. für die Partagás Serie E No. 2 & die neue Short de Punch, lassen auf Zigarren in der Primärphase schließen; ich kann mich andererseits an maue oder gar miserable Wertungen für großartige Habanos (v.a. von HU) vor ca. 4-5 Jahren erinnern, die mutmaßlich auf 'sicke' Zigarren zurückzuführen sind (nur 1,5/5 für die geniale "Sir Winston").
Habanos-Reviews nicht nur des (m. Mng. höchst polemischen) "CA", sondern auch des ungleich seriöseren "CJ" sind gerade für Kenner somit wohl mit Vorsicht zu genießen.
"Don't regret the rules I broke -
When I die, bury me in smoke"
Beiträge: 397
Registriert seit: Aug 2019
Danke für die vielfältigen Erläuterungen und Erklärungsansätze. Interessanter Punkt von OldscHool77 mit dem Thema Aging - klar, gerade bei blind tastings hat man praktisch keinen Erkenntnisgewinn, wenn junge Habanos verkostet werden. Ich ziehe daraus jedenfalls insgesamt das Fazit, daß ich auf diese Ratings von CA jedenfalls nicht mehr allzuviel geben werde.
Beiträge: 29
Registriert seit: Mar 2019
(06.10.2019, 14:07)ESBlofeld schrieb: Der Ami an sich ist noch viel naiver als man gemeinhin annimmt. Der durchschaut solche, für uns Mitteleuropäer offensichtliche Zusammenhänge nicht wirklich.
Ach ja! Und der Mitteleuropäer (Deutsche) versteht diese Zusammhänge? Man be(ob)achte, dass viel zu viele Mitteleuropäer (Deutsche) der überzeugten Meinung sind, die kubanischen Zigarren seien das Mass aller Zigarren! Was fertigungstechnisch und qualitativ tatsächlich bei weitem überhaupt nicht zutrifft! Ganz abgesehen von den deutlich unverschämt überteuerten und stetig steigenden Preisen der kubanischen Zigarren.
Beiträge: 397
Registriert seit: Aug 2019
(07.10.2019, 18:56)Blue Dragon schrieb: (06.10.2019, 14:07)ESBlofeld schrieb: Der Ami an sich ist noch viel naiver als man gemeinhin annimmt. Der durchschaut solche, für uns Mitteleuropäer offensichtliche Zusammenhänge nicht wirklich.
Ach ja! Und der Mitteleuropäer (Deutsche) versteht diese Zusammhänge? Man be(ob)achte, dass viel zu viele Mitteleuropäer (Deutsche) der überzeugten Meinung sind, die kubanischen Zigarren seien das Mass aller Zigarren! Was fertigungstechnisch und qualitativ tatsächlich bei weitem überhaupt nicht zutrifft! Ganz abgesehen von den deutlich unverschämt überteuerten und stetig steigenden Preisen der kubanischen Zigarren. Jetzt wird's interessant! Was sind denn deine Favoriten, Blue Dragon? Was ist für dich die Benchmark, der Goldstandard, die Referenz-Zigarre von außerhalb Kuba? Ich frage aus ehrlichem Interesse.
Gesendet von meinem BBB100-2 mit Tapatalk
Diejenigen unter euch, die sich für zu klug halten, um sich politisch (in der politeia) zu betätigen, werden dadurch bestraft werden, daß sie von Leuten regiert werden werden, die dümmer sind als sie selbst. - Sokrates
Beiträge: 2.984
Registriert seit: Jun 2019
@ Blue Dragon
Was die Herstellungsqualität kubanischer Zigarren angeht, kann ich Dir nur recht geben, hatte schon unterirdische Exemplare.
Aber: Kein Mensch kann Dich zwingen, sie zu kaufen oder gar zu rauchen. Du hast die freie Wahl. Wir hatten hier in Dtld zweimal die Zeiten, in denen eine solche Wahlfreiheit nicht gegeben war, man seine Meinung nicht frei äußern konnte. Die Zeiten einer Geschmacks- und Meinungspolizei sind glücklicherweise vorbei.
Also, Ihr Lieben, lasst uns jauchzen und frohlocken, dass hier jeder seine ureigene Meinung haben und sogar kundtun darf.
Ein jeder gehe jetzt zu seinem Humidor, entnehme ihm eine Zigarre seiner Wahl, völlig wurscht, ob Handelsgold oder Cohiba, und lasse sich seinen Genuß nicht verderben.
De gustibus non est disputandum, oder: Jedem ist anders schön.
|