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Alec Bradley Kintsugi Robusto
#1
Das erste Exemplar hatte mich nicht überzeugt. Eine Gegenprobe musste also her.
Eben hatte ich mein zweites Exemplar geraucht - und bin tatsächlich angetan.

Aufmachung: Für mich wie gemacht; optisch gefällt sie mir, ich mag Kintsugi, ich mag Japan, dementsprechend freut mich auch der kleine Schriftzug mit dem Markennamen in Japanisch - aber davon mach ich mich erstmal frei, denn es geht ja um die Zigarre. Ich schraube meine Erwartungen also zurück auf Null und beginne frei von Marketingeinflüssen.

Kalt duftet sie für mich schön!
Die Anschnittsfläche sieht gleichmäßig aus.
Der Zugwiderstand scheint etwas hoch, aber nicht extrem.
Der Kaltzug sagt mir erstmal nix, aber den Duft vom Deckblatt in der Nase freue ich mich schon auf die ersten Züge...

... und bin erstmal enttäuscht. Der Rauch riecht so lecker, aber auf Zunge und Gaumen überträgt er sich gar nicht. Retronasal nehme ich eine mittelstarke aber angenehme Pfefferigkeit wahr.
Das Volumen ist dürftig, das Mundgefühl dünn. So hatte ich das vom ersten Exemplar in Erinnerung. Aber ich will mal nicht verzagen, Andere finden schließlich gefallen an ihr - ich will der Sache auf den Zahn fühlen.

Nach dem ersten Zoll nimmt das Volumen leicht zu, das Mundgefühl bleibt dünn.
Geschmacklich tut sich endlich etwas; unter einer leichten Schärfe nehme ich Kräuter wahr; etwas Minze.
Im Verlauf des ersten Drittels mache ich Kräuter wie getrockneten Spitzwegerich aus.

Ab der Hälfte nimmt das Volumen weiter zu; endlich habe ich das Gefühl eine Robusto zu rauchen, Auch wird der Geschmack deutlicher; Röstromen und eine Fruchtigkeit kommen hinzu; in Verbindung mit der Schärfe denke ich an Ingwer. Passt ja irgendwie zum Japan-Setting - aber halt, schnell blende ich das Marketing-Framing wieder aus. Ich will mir ja selbst nix vormachen, also weiter geht's unvoreingenommen.
Ich entferne die Banderole; das Deckblatt ist makellos, fühlt sich angenehm samtig an.
Schon komisch, sie wirkt so top verarbeitet, auch der Abbrand ist makellos gerade. Doch fehlt mir der Zugang.
Immer noch am Grübeln, wie ich die Zigarre soweit deuten soll, kommt mir trockener Sekt in den Sinn.
So langsam ahne ich, dass ich in anderen Bahnen denken muss. Vermutlich habe ich mich ganz und gar nicht unvoreingenommen an die Zigarre gemacht, sondern aufgrund des Deckblatts und vielleicht auch des Namens (Kin = Gold) dunkle oder wenigstens cremig, schokoladige Noten erwartet - und bin enttäuscht, weil ich - im übertragenen Sinne - statt einem Kaffe oder Milchkakao einen trockenen Sekt in den Händen halte.
Plötzlich scheinen die Puzzelteile sich in Position zu begeben, plötzlich ergibt die Entwicklung für mich einen Sinn; die Zigarre begann zart mit Kräutern; erst mit einem Hauch frischer Minze, dann erdiger mit Spitzwegerich, steigert sich im Verlauf mit Röst- und Umaminoten. War es das, was die Macher im Sinn hatten? Ich bekomme Lust am Weiterrauchen und Ergründen!

Auf dem letzten Drittel ändert sich das Mundgefühl; immer noch auf der trockenen Seite aber leicht cremig. Die Röstaromen werden pilziger; passt mir von der Entwicklung her; die Umaminoten werden kräftiger, das Mundgefühl etwas satter, fleischiger.

Tatsächlich werde ich Mitte des letzten Viertels angenehm überrascht mit ein paar milchschkoladigen Zügen - das kam unerwartet, flacht dann aber ab. Ich bin entzückt ob der Dramaturgie.

Völlig unerwartet war das ein spannendes Raucherlebnis für mich.
Ich erkenne, dass die Geschmacksnoten zwar nicht mein Beuteschema sind; es aber keine Fehlnoten gibt. Die Verarbeitung ist makellos, die Aufmachung nach meinem Geschmack; einzig das Mundgefühl ist mir zu trocken, anfangs auch zu dünn.
Was mir sehr viel Spaß bereitet hat ist die unerwartet dramatische Entwicklung.
Wenn das vom Blender so beabsichtigt war, dann Hut ab. Hätt ich für den Preis nicht erwartet.
Und während ich das schreibe, nehme ich wahr, dass die Umami- und Röstaromen noch im Nachgeschmack anhalten.

Fazit: Ich hätt im übertragenen Sinne zwar lieber nen Kaffee oder Kakao gehabt und nicht mit einem Sekt gerechnet, aber wenn es ein Sekt war, dann war es ein gut gemachter! Und nicht zuletzt war es für mich ein kulinarisches Abenteuer; ein Kinobesuch wäre auch nicht spannender und auch nicht günstiger. So halte ich sie in guter Erinnerung, die Kintsugi Heheecig

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