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01.09.2020, 18:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.09.2020, 14:48 von glenevil.)
Sodele, nachdem ich meine Kiste bekommen habe gab es kein Halten und die erste Lanze wurde geopfert. Nach dann knappen 2 Stunden langsamer Rauchzeit stand fest, das ich mal wieder ein kleines Review schreiben werde. Und warum hierfür nicht einen eigenen Fred eröffnen? Wäre doch schade, wenn die Meinungen zu diesem Teil im Wrig untergehen würden, oder? Also los:
Äußere Erscheinung und Verpackung: Eine einfache aber stylische Box bildet den sicheren Köcher für 10 etwas dickere, in Cellophan verpackte Lanceros. Die Stumpen selber sind mit einer ebenfalls einfachen, aber auch hier sehr stylischen Doppelanilla in einem matten Goldton versehen, einfach klasse! Der Decker hingegen ist auf dem ersten Blick kein Blickfang. Recht rustikal und mit einigen Blattadern versehen kommt er daher und ist auch in unterschiedlichen Farbnuancen vertreten, jedenfalls in meiner Box. Egal, kommen wir zum Smoke an sich:
Beim Anschnitt zeigt sich bereits, das wir es hier mit einem stabilen Deckblatt zu tun haben, was schon mal gut ist. Wer diesen Stumpen zum platzen bringt, der kann mit seiner Lunge wohl auch Schlauchboote aufblasen
Flammannahme dann Top... und ... Enttäuschend leichte erste Züge ... seltsam ... eher in Richtung dessen, was man mit leichten DomReps in Verbindung bringt Doch zum Glück ist dies nur die Einleitung. Nach ein paar nachdenklichen Zügen bekommt die heiße Luft plötzlich Aroma und was für eines! Bereits im ersten Drittel benimmt sie sich, wie eine Kreuzung aus vielen Dingen, die ich bei Zigarren liebe. Ich bekomme Erde, Leder (richtig altes hochklassiges ...), eine gute Arabica-Kaffebohne und Holz, aber eben kein trockenes Holz, sondern feuchtes, wie ein durchnässter Stapel gutes Feuerholz ... oder auch Süßholz, wenn man die andere Komponente betrachtet. Es ist eine nur leichte Süße vorhanden, so als wenn man eben nur eine leichte Prise Milch/Zucker in seinen Kaffe/Mokka tut. Ebenso verhält es sich mit der Cremigkeit. Sie ist nicht überbordend oder führend, wie in einigen anderen Blends, sondern sie trägt auf subtile Art die anderen Aromen wie auf einer Wolke (wer die Zubereitung eines Ostfriesentees kennt, weiß, was ich meine, Ich sage nur Sahne). Die Rauchentwicklung ist prima und der Zug ist fest und leicht zugleich.
Die Komposition ist hervorragend aufeinander abgestimmt und bildet in sich eine fast perfekte Melange. Wenn genau dies beabsichtigt war, ziehe ich meinen Hut vor dem Masterblender!
Im 2. Drittel verfestigen sich all diese Aromen, werden in sich prägnanter, kräftiger, ohne die Verbindung miteinander zu verlieren. Die Harmonie ist faszinierend und ich wage zu behaupten, das auch das Deckblatt hier einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt. Andererseits habe ich auch Anklänge an die guten alten DAGs geschmeckt, oder die göttliche Jose Feliciano ... Piloto ick hör dir trapsen! Apropos Deckblatt, Ich bin verliebt ... äußerlich das ein wenig speckig-hässliche Entlein entpuppt es sich als der heimliche Star des Stumpens. Wunderbar stabile Haptik, leicht wellenförmiger aber sauberer Abbrand und wie gesagt, toller Aromenbeitrag (gleicher Stick mit einem anderen Decker, bitte).
Kommen wir zum letzten Drittel: Bereits zum Ende des 2/3 flackern im Hintergrund Röstaromen auf, die im weiteren Verlauf zunehmen, aber eben auch nicht führend werden, sondern sich, wie der Rest, harmonisch einbinden und das Aromenportfolio ergänzen. Erinnert mich an gutes Weißbrot, leicht angetoasted. Nun sind wir tief im letzten Drittel und hier machen sich dann doch einige Ecken und Kanten bemerkbar, die darauf hinweisen, das unsere Zigarre noch etwas reifen kann ... Die weitere Entwicklung wird es zeigen, tippe auf 1-2 Jahre.
Kurz bevor die Finger heiß wurden habe ich dann zufrieden abgelegt.
FAZIT: Ein full bodied Smoke wie er im Buche steht. Schockt er noch mit einem leichten Start, entwickelt er sich zu mittelprächtig + bis ++ im letzten Drittel. Tolle Aromenharmonie die ich hier sogar, schön langsam geraucht, als meditativ bezeichnen möchte. Aufgrund einer fehlenden Zielrichtung seiner Aromen, der perfekte Begleiter zu fast allem, Bier, Wein, Kaffe, Wasser, Whisky, Rum ... alles sollte gehen. Und da sich der Stick auch noch problemlos - langsam - rauchen lässt, die schöne weiße Asche fällt präzise alle 2cm, wäre er auch einem fortgeschrittenen Anfänger zu empfehlen ... Wenn er langsam rauchen kann und nicht nur RM56 aufwärts für die Offenbarung hält.
Schlußwort: Es ist einfach schöner, eine schlanke Lady in der Hand zu halten, DANKE Christian!
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Vielen Dank für deine Eindrücke! War sehr aufschlussreich.
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Hallo glenevil,
das ist fast schon Poesie, was Du da über diese Lancero schreibst. Dann bin ich schon mal gespannt, ob ich den gleichen Detailreichtum in meinen Exemplaren auch entdecken kann. Ist schon mal eine gute Richtschnur, die Du da vorgelegt hast.
Gruss und Dank
Klaus
Schmauchende Grüsse
Klaus
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07.09.2020, 17:35
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.09.2020, 17:36 von OldscHool77.)
@ glenevil hat ja mit einem tollen Verkostungspost vorgelegt; da ich von der Lancero wirklich begeistert bin, tippe ich meine Notizen zu dieser Zigarre auch mal ab - es sind natürlich subjektive Wahrnehmungs-Eindrücke, die ganz andere sein mögen als eure. Ich habe den Smoke als äußerst vielschichtig und abwechslungsreich empfunden. Großartiger Stumpen - kann mir nicht vorstellen, dass da für nur 8,70 die Butter ans Brot verdient ist. Besten Dank auch von mir an @ Egbert & Familie für die sehr erfolgreiche Mühe!
1/3 - 1. Zug pfeffrig, dann gleich dunkle Süße & kernige Röstaromen. Gleich ganz gut kräftig. 1. Assoziation: Tatuaje. Dann kommt der Charakter der verwendeten Tabake sehr schön raus: dominikanische Süße & Opulenz + Corojo-Würze. Dunkles Holz, Weihrauch, Melasse; erst ganz leicht fruchtiger Touch wird rasch deutlicher, dann markant - Dörrobst (Aprikosen, Rosinen). Verblüffend deutliche Ashton "Symmetry"-, ja sogar AF "OpusX"-Parallelen (weniger Zitrus, mehr Trockenfruchtsüße - Olor). Schmelz, Kaffee, Harz vom Deckblatt. - Wird cremiger, leicht nussig. Schon hier eher stark. Vielschichtig, duftig, intensiv süß, trotzdem 'herzhaft'.
2/3 - Gewürznoten mischen sich in die Obstsüße. Sanftere Noten; ölig (schwarze Oliven). Üppiger, dichter Rauch. Gleichbleibend kräftig. Mehr Umami. Fruchtnoten bleiben als Herznote; weiter auch permanent Weihrauch. Komplex. Haftender Nachgeschmack. Ab Mitte würziger, noch ein bisschen stärker. Wuchtige Ligero-Aromen. Fettige Nüsse; Muskat. Grundaromatik konstant, Abwechslung im Detail. Immer mächtiger. Mehr Holztöne à la Don Pepín "Blue Label". Auch prickelnd-zimtig; ein Hauch Sandelholz.
2/3 - Mehr Kaffee- & Röstaromen, ein wenig Kakao am Gaumen; weiter fruchtig-süß. Aromatik 'dunkler' & minimal herber (Bitterschokolade). Immer mehr Würze & Liger-Power. Gewürztöne prägnanter, auch eine Spur Lakritze. Obstgeschmack nun dezenter. Abbrand jetzt sehr langsam, Raucheigenschaften durchgehend top. Immer öliger & intensiver, bleibt aber duftig-elegant. Dann nussiger. Retronasal leicht pfeffrig. Wieder mehr Süße - bleibt spannend. Gehaltvolle Schinken-/Räuchernoten (Dörrpflaumen mit Speck ). Auch mehr Weihrauch. Zum Finish hin etwas Leder. Am Ende überwiegen Würze & Oliven. Bis zum Schluss noch etwas Süße. Rauchdauer gut 110 Min.
Chapeau!!
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When I die, bury me in smoke"
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(07.09.2020, 17:35)OldscHool77 schrieb: @glenevil hat ja mit einem tollen Verkostungspost vorgelegt; da ich von der Lancero wirklich begeistert bin, tippe ich meine Notizen zu dieser Zigarre auch mal ab - es sind natürlich subjektive Wahrnehmungs-Eindrücke, die ganz andere sein mögen als eure. Ich habe den Smoke als äußerst vielschichtig und abwechslungsreich empfunden. Großartiger Stumpen - kann mir nicht vorstellen, dass da für nur 8,70 die Butter ans Brot verdient ist. Besten Dank auch von mir an @Egbert & Familie für die sehr erfolgreiche Mühe!
1/3 - 1. Zug pfeffrig, dann gleich dunkle Süße & kernige Röstaromen. Gleich ganz gut kräftig. 1. Assoziation: Tatuaje. Dann kommt der Charakter der verwendeten Tabake sehr schön raus: dominikanische Süße & Opulenz + Corojo-Würze. Dunkles Holz, Weihrauch, Melasse; erst ganz leicht fruchtiger Touch wird rasch deutlicher, dann markant - Dörrobst (Aprikosen, Rosinen). Verblüffend deutliche Ashton "Symmetry"-, ja sogar AF "OpusX"-Parallelen (weniger Zitrus, mehr Trockenfruchtsüße - Olor). Schmelz, Kaffee, Harz vom Deckblatt. - Wird cremiger, leicht nussig. Schon hier eher stark. Vielschichtig, duftig, intensiv süß, trotzdem 'herzhaft'.
2/3 - Gewürznoten mischen sich in die Obstsüße. Sanftere Noten; ölig (schwarze Oliven). Üppiger, dichter Rauch. Gleichbleibend kräftig. Mehr Umami. Fruchtnoten bleiben als Herznote; weiter auch permanent Weihrauch. Komplex. Haftender Nachgeschmack. Ab Mitte würziger, noch ein bisschen stärker. Wuchtige Ligero-Aromen. Fettige Nüsse; Muskat. Grundaromatik konstant, Abwechslung im Detail. Immer mächtiger. Mehr Holztöne à la Don Pepín "Blue Label". Auch prickelnd-zimtig; ein Hauch Sandelholz.
2/3 - Mehr Kaffee- & Röstaromen, ein wenig Kakao am Gaumen; weiter fruchtig-süß. Aromatik 'dunkler' & minimal herber (Bitterschokolade). Immer mehr Würze & Liger-Power. Gewürztöne prägnanter, auch eine Spur Lakritze. Obstgeschmack nun dezenter. Abbrand jetzt sehr langsam, Raucheigenschaften durchgehend top. Immer öliger & intensiver, bleibt aber duftig-elegant. Dann nussiger. Retronasal leicht pfeffrig. Wieder mehr Süße - bleibt spannend. Gehaltvolle Schinken-/Räuchernoten (Dörrpflaumen mit Speck ). Auch mehr Weihrauch. Zum Finish hin etwas Leder. Am Ende überwiegen Würze & Oliven. Bis zum Schluss noch etwas Süße. Rauchdauer gut 110 Min.
Chapeau!!
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(07.09.2020, 17:39)gelsentrooper schrieb: Grandioses Tasting!
Vielen Dank für die Blumen!
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Ich danke euch beiden sehr für eure doch sehr ausführlichen Rückmeldungen und Tastings. Mir ist es natürlich eine Freude so etwas zu lesen und da jetzt auch nicht mehr allzu viele Kisten übrig sind, wäre es vielleicht eine Idee daraus auch eine Dauerserie zu machen.
Happy Smoke!
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@ Egbert wäre die Idee Format und Tabakmischung als Dauerserie oder evtl. nur die Tabakmischung im "gefälligeren" Formaten wie Robusto?
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08.09.2020, 00:39
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.09.2020, 00:39 von OldscHool77.)
(07.09.2020, 19:31)Egbert schrieb: Ich danke euch beiden sehr für eure doch sehr ausführlichen Rückmeldungen und Tastings. Mir ist es natürlich eine Freude so etwas zu lesen und da jetzt auch nicht mehr allzu viele Kisten übrig sind, wäre es vielleicht eine Idee daraus auch eine Dauerserie zu machen. Das würde mein schmutziges Herz sehr erfreuen, gerade in diesem Format! Die Pig Burner kommt ja offenbar auch (zu Recht!) gut an. Diese Lancero wäre bei mir in jeder Bestellung dabei, sie ist wirklich ein großer Wurf.
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(07.09.2020, 22:36)Broder schrieb: @Egbert wäre die Idee Format und Tabakmischung als Dauerserie oder evtl. nur die Tabakmischung im "gefälligeren" Formaten wie Robusto? Das wäre grundsätzlich auch eine Möglichkeit, denn Robustos sind nun einmal gefragter als Lanceros. Ich muss da mal mit Kleinlagel reden, wie groß die Mengen sein müssen, dass die die Zigarren exklusiv für mich beziehen.
Happy Smoke!
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